Vorstand und erweiterter Vorstand im AK PAT – Arbeitskreis Prozessanalytik – haben sich am Anfang des Jahres neu formiert. Die Mitglieder – neu oder nicht – wollen wir in einer lockeren Reihe vorstellen. Werner Worringen, seit 2017 im erweiterten Vorstand dabei, spricht mit ihnen.
Als vertrautes Gesicht im AK PAT berichtet Michael Maiwald über sich und sein Engagement im AK PAT; hier ist zunächst seine Vita:
- 1988–1997 Chemiestudium und Promotion in Physikalischer Chemie, Ruhr-Universität Bochum
- 1991–1992 ERASMUS-Austausch an der University of Sussex, Brighton, UK
- 1998–2005 Aufbau und Leitung einer Online-NMR-Arbeitsgruppe, Institut für Technische Thermodynamik und Thermische Verfahrenstechnik, Universität Stuttgart
- 2005–2008 Laborleiter Zentrale Forschungsanalytik Merck KGaA, Darmstadt
- Seit 2008 Leitung des Fachbereichs 1.4 Prozessanalytik an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin
- 2012 Habilitation im Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik der Technischen Universität Kaiserslautern
- Seit 2008 erweiterter Vorstand des AK PAT, 2013–2016 Vorsitzender
- Seit 2008 im Orga-Team der Interdisziplinären Doktorandentagung Attendorn, 2012–2018 Gastgeber und Organisator in Berlin
Michael, in der Regel finden wir im AK PAT Vertreter der Universitäten und Hochschulen. Du vertrittst mit der BAM eine Bundesbehörde. Was hat die BAM und was hast Du mit der PAT zu tun?
An meinem jetzigen Job gefällt mir vor allen der Praxisbezug zu den Anwendern von Prozessanalytik. In meiner Zeit bei Merck in Darmstadt habe ich alle Sorgen und Nöte der Betriebe kennengelernt und Lösungsansätze gefunden. An der BAM arbeiten meine Kolleginnen und Kollegen daran, dass PAT für die Anwender einfacher, robuster und wirtschaftlicher wird. Was die Analysentechniken angeht, sind wir sehr breit aufgestellt, haben uns aber fokussiert, wie z. B. auf die Online-NMR-Spektroskopie, da sie nahezu kalibrierfrei arbeitet und linear ist. Auf dem Bild sieht man mich 2014 noch selbst am 500-MHz-Online-NMR-Spektrometer, unserem Referenzgerät.
Was mir gefällt, ist der Bogen von der praktischen Anwendung „auf der Straße“ zum SI-System bei der Rückführung von Messungen im Rahmen der Meterkonvention, die das tägliche Brot der BAM sind. Da ist unsere Gruppe mit der Gasanalytik und der quantitativen NMR-Spektroskopie unterwegs.
Außer PAT beschäftige ich mich bei der BAM nun mit dem rasant wichtig werdenden Thema Wasserstoff und koordiniere u. a. ein EU-Projekt zur Metrologie, dem Messwesen um Wasserstoff. Hier reizt mich die seit Langem bestehende Forderung aus der Prozessindustrie: „Online-ppb“, d. h. Gas-Spurenanalytik zu implementieren, aber gleichzeitig als Online-Methode. Hier toben meine Kollegen und ich uns derzeit zur Wasserstoff-Spuren-Reinheit aus.
Der AK PAT hat sich die Netzwerkarbeit und den Austausch auf die Fahne geschrieben. Hast Du Drähte zu anderen Gremien, die das unterstützen können?
Neben dem AK PAT engagiere ich mich seit 2008 in der NAMUR und weiteren Gremien, wie IEC und DKE. Für die NAMUR durfte ich gleich zu Beginn meiner BAM-Zeit die Projektleitung für die Überarbeitung der Technologie-Roadmap „Prozess-Sensoren“ übernehmen. Man hatte mir seinerzeit großes Vertrauen geschenkt, das ich damals nicht enttäuschen wollte. Mittlerweile darf ich den Arbeitskreis „Smarte Sensoren, Aktoren und Kommunikation“ koordinieren, der sich mit der Automatisierung der nächsten Generation für die Prozessindustrie beschäftigt. Dieses Thema ist sehr interdisziplinär, und alle bewegen sich auf völlig neuem Boden. Mein Job in der BAM sichert mir hier auch, eine unabhängige und manchmal auch konstruktiv-provokante Position einzunehmen.
Tja, das sollte unser Trialog-Prinzip hergeben. Um das Provokante jetzt nicht zu provozieren, was schätzt Du besonders am AK PAT? Weshalb bist Du dabei?
Es ist klasse, dass er sich immer wieder neu erfindet und dass es immer wieder neue Gestalterinnen und Gestalter gibt, die sich sehr persönlich engagieren. Das war auch der Grund, nach einer Runde als Vorsitzender, die Rolle weiterzugeben. Es ist wunderbar, dass der AK PAT innerhalb der GDCh FG Analytische Chemie sehr häufig eine Vorreiterrolle gespielt hat, sei es bei der Einbindung von Junganalytiker*innen in den Vorstand oder bei der Gestaltung von Ad-hoc Arbeitsgruppen oder in der Weiterbildung. Eine familiäre Beziehung hat der AK PAT auch zu seinen Sponsoren, die ihn traditionell stark unterstützen und damit immer sehr unabhängig gemacht haben. So konnten wir immer viel für unseren Nachwuchs tun, sei es durch die Vollfinanzierung unseres Doktorandenseminars oder Reisestipendien und Preise, oder wir konnten mal „risikoreiche“ Kolloquien angehen.
Auf welche Themen möchtest Du Deinen Fokus für die Arbeit im erweiterten Vorstand setzen?
Ich finde das Thema Ausbildung im Sinne von lebenslangem Lernen sehr wichtig – besonders für die digitale Transformation. Nach der Pandemie wird das auf neue Formen des Lernens zulaufen. Da kann der AK PAT mal wieder Vorreiter mit neuen Formaten werden.
Das Thema PAT für die Automatisierung, das mal ein Alleinstellungsmerkmal des AK war, wird derzeit – erfreulicherweise – sehr breit diskutiert, auch in anderen Verbänden. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das Thema breiter und gemeinsam mit den anderen koordinieren sollten. So wird manches schneller vorangebracht und nicht doppelt erfunden, und die Disziplinen – so sie überhaupt noch sinnvoll sind – können sich auf ihren jeweiligen Kern-Beitrag fokussieren.
Darüber hinaus freue ich mich über meinen Corona-Impfschutz; ich bin sehr dankbar, dass unsere technisch-wissenschaftliche Kultur uns damit ein Stück Rückkehr zur Normalität ermöglicht – hoffentlich auch nachhaltig im Wettlauf gegen die Natur und die Skeptiker. Ich möchte endlich wieder reisen und beruflich und privat Menschen treffen. Die persönliche Begegnung kann auch bei allen vernünftigen Alternativen in keiner Weise ersetzt werden.
Ich wünsche Dir und uns, dass das gelingt. Vielen Dank für das Interview, Michael.