Neben zahlreichen Festakten zu ihrem 200-jährigen Bestehen war die TU Wien in diesem Jahr vom 30. November bis zum 2. Dezember auch Gastgeber des 11. Kolloquium des Arbeitskreises Prozessanalytik. Den knapp 180 Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern wurde so im klassizistischen Ambiente der Technischen Universität direkt im Herzen der Wiener Innenstadt eine erstrangige Umgebung für ihre fachlichen Diskurse im „Trialog“ zwischen Wissenschaftlern, Herstellern und Anwendern geboten.
Zur besonderen Förderung unserer Nachwuchs-Prozessanalytiker wurden dieses Jahr 17 Reisekostenstipendien vergeben.
Wie im Vorjahr wurde bereits für den Anreisetag ein optionales Vorprogramm angeboten. Zum einen fand die Besichtigung der Firma Borealis AG statt, einem der weltweit führenden Hersteller von Kunststoffen. Parallel zur Firmenbesichtigung wurde in einem Konferenzvorkurs zum Thema Ressourcenanalytik versucht, sich diesem anspruchsvollen Anwendungskontext prozessanalytisch zu nähern. Bei der Erschließung, Förderung und Umsetzung von natürlichen Rohstoffen gewinnen analytische Online-Verfahren eine immer größere Bedeutung. Gleichzeitig liegen die Analyte jedoch in sehr heterogenen Matrizes vor, sodass die Ressourcenanalytik ein sehr herausforderndes, für Fachleute damit aber auch sehr spannendes Thema ist. Mit einer Stadtrundfahrt sowie einem anschließenden Besuch auf dem Weihnachtsmarkt wurde das Vorprogramm schließlich prozesssicher abgerundet.
Am Folgetag startete nach einem Begrüßungskaffee die Hauptveranstaltung mit einer Begrüßung nebst Einführung durch Gastgeber Prof. Dr. Christoph Herwig sowie den Vorsitzenden des Arbeitskreises Dr. Michael Maiwald.
Themenschwerpunkt des 11. Kolloquiums war „Vom Sensor zur Prozessintelligenz“. Diskutiert wurde damit über die neusten Fortschritte in der Messtechnik und deren Implementierung sowie über neue Aspekte der Modellierung und das Umsetzen, also das Leben des daraus generierten Wissens im Prozess.
Für diesen interdisziplinären Brückenschlag fanden an den beiden Hauptveranstaltungstagen vier Sessions mit jeweils drei Fachvorträgen und anschließender Diskussion statt:
Im ersten Vortragsblock Sensoren – „messen“ wurden beispielhaft neue Messtechniken sowie übergeordnet deren Einbindung in die digitale Welt über Zukunftstrends wie Industrie 4.0 oder die Technologieroadmap Prozess-Sensoren 4.0 beschrieben.
Mit Automatisierung – „implementieren“ wurden in einer zweiten Session Herausforderungen aber auch konkrete Lösungswege bei der Implementierung von Messtechnik im industriellen Umfeld aufgezeigt.
Die Vortragsreihe Modelle – „erkennen“ widmete sich am zweiten Veranstaltungstag der Fragestellung, wie Messergebnisse in Wissen transferiert werden können, wobei insbesondere entsprechende Erfahrungen aus der Bioprozesstechnik zugänglich gemacht wurden.
Ebenfalls am zweiten Tag war schließlich Life-Cycle-Management – „leben“ Titel der „österreichischen Session“ zum Schwerpunktthema des Kolloquiums. In den drei Vorträgen wurde gezeigt, wie einmal generiertes Prozesswissen durch gutes Wissensmanagement und dessen Werkzeuge nicht nur tradiert sondern auch transferiert werden kann.
Nicht nur da mittlerweile fast schon Tradition durfte die Podiumsdiskussion am Abend des ersten Veranstaltungstages auch diesmal nicht fehlen. Professionell und im Wiener Dialekt durch Peter Illetschko (Der Standard) moderiert diskutierten Prof. Dr. Christoph Herwig (TU Wien), Dr. Michael Kloska (BASF SE), Dr. Carsten Uerpmann (Kaiser Optical Systems) und Dr. Martin Gerlach (Bayer Technology Services) zum Thema „PAT, was und wofür ist das eigentlich?“ und suchten gemeinsam nach Antworten auf die Frage „Keiner versteht die PAT, wollen wir das so belassen?“
Besondere Berücksichtigung fanden beim diesjährigen Kolloquium auch die fast 40 hochqualitativen Posterbeiträge. Neben den ausgedehnten Postersessions an beiden Veranstaltungstagen erhielten die Autoren in zwei Posterslams jeweils eineinhalb Minuten Zeit, ihre Arbeit vorzustellen und das Fachpublikum zu vertiefenden Gesprächen im Anschluss einzuladen. Damit rückten nicht nur diese wertvollen Beiträge noch mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit, auch das Auditorium hatte so Gelegenheit, die Posterausstellung noch gezielter wahrzunehmen. Unverändert zu den Vorjahren wurden auch in Wien die drei besten Posterbeiträge mit gut dotierten Preisen gewürdigt. Vom Fachpublikum ausgewählt wurden:
1. Posterpreis: Frau Viktoria Zettel, Universität Hohenheim: „Mit Hilfe der Prozessanalytik auf dem Weg zum intelligenten Gärschrank“
2. Posterpreis: Herr David J. Wurm, TU Wien: “Two online tools to discriminate between intact, leaky and lysed E. coli cells”
3. Posterpreis: Herr Alexander Brächer, TU Kaiserslautern: “Quantitative Monitoring of a Reactive Chromatography Process by Inline NMR Spectroscopy”
Nicht unerwähnt bleiben darf auch der gelungene Gesellschaftsabend im angesehenen Palais Ferstel. Bei einem hervorragenden Menü in beeindruckender Atmosphäre wurde unser bekannter prozessanalytischer Trialog schnell zu einem geselligen „Mulitlog“. An dieser Stelle passt der Dank an die Gastgeber der TU Wien für ihre reibungslose Organisation der Fachveranstaltung im Kuppelsaal der Universität und das wunderbare Rahmenprogramm. Ein ganz besonderer Dank geht dabei an Frau Vanessa Karabetian. Den Tagungsteilnehmern wird das Kolloquium lange in sehr guter Erinnerung bleiben.
Ebenfalls großer Dank gebührt den zwölf Sponsoren, ohne die die Veranstaltung in dieser Form nicht möglich gewesen wäre und die durch ihr Engagement in der Herstellerausstellung auch dieses Jahr erlebbar und anfassbar gemacht haben, was moderne instrumentelle Prozessanalytik heutzutage ausmacht.